DAS FEST DER BARMHERZIGKEIT GOTTES


Ich wünsche, daß der erste Sonntag nach Ostern zum Fest der Barmherzigkeit Gottes wird - sprach Jesus zu S. Faustyna. Er äußerte diesen Wunsch 14 mal, wobei Er nicht nur den Platz dieses Festtages im liturgischen Kalender, sondern auch die Art und Weise seiner Vorbereitung und seiner Begehung bestimmte.

Trotz Meines bitteren Leidens gehen Seelen verloren - begründete Jesus die Festsetzung dieses Feiertages. Ich gebe ihnen den letzten Rettungsanker. Es ist das Fest Meiner Barmherzigkeit. Falls sie Meine Barmherzigkeit nicht lobpreisen, gehen sie in Ewigkeit verloren. Dieses Fest soll ein Tag der besonderen Verehrung Gottes im Geheimnis Seiner Barmherzigkeit sein, die die Quelle und das Motiv aller Taten gegenüber dem Menschen ist, insbesondere des Werkes der Erlösung. Es ist auch - nach Gottes Willen - ein Tag der besonderen Gnade für alle Seelen, insbesondere für die Sünder, die der Barmherzigkeit Gottes am meisten bedürfen. Das Fest Meiner Barmherzigkeit - sprach Jesus - kam aus Meinem Inneren, zum Trost der ganzen Welt.

Mit diesem Tag, genauer gesagt mit der an diesem Tag empfangenen Kommunion (nach der guten Beichte), ist das größte Versprechen verbunden: ein vollkommener Nachlaß von Sünden und Strafen. Diese Gnade ist etwas wesentlich Größeres als ein vollkommener Ablaß. Dieser besteht nämlich nur in einem Erlaß der für die Sünden geschuldeten zeitlichen Strafen, ist aber niemals ein Nachlaß der Schuld selbst. Diese ganz besondere Gnade ist grundsätzlich auch größer als die Gnaden der sechs Sakramente, mit Ausnahme des Sakraments der Taufe: denn der Nachlaß der Sünden und Strafen ist nur eine sakramentale Gnade der heiligen Taufe. In den bereits erwähnten Versprechen hingegen knüpft Jesus das Erlassen von Schuld und Strafen an die am Fest der Barmherzigkeit empfangene heilige Kommunion. (...) Es ist offensichtlich, daß die heilige Kommunion nicht nur würdig empfangen werden, sondern auch die grundlegenden Anforderungen der Andacht zur Barmherzigkeit Gottes erfüllen muß.

Jesus begrenzte Seine Freigebigkeit nicht auf eine Gnade, auch wenn diese außergewöhnlich war, sondern versprach, daß Er ein ganzes Meer von Gnaden auf die Seelen ergießen wird, die sich der Quelle der Barmherzigkeit nähern, weil an diesem Tag alle Schleusen Gottes offenstehen, durch die Gnaden fließen. Die Größe dieses Festes beruht u. a. darauf, daß alle Menschen, selbst diejenigen, die sich erst an diesem Tag bekehren, an allen_Gnaden und irdischen Wohltaten teilhaben können, die Jesus für dieses Fest vorbereitet hat. Sowohl Einzelpersonen als auch menschliche Gemeinschaften können diese Gnaden empfangen, wenn sie sie nur mit großem Vertrauen erbitten.

Der Vorbereitung auf dieses Fest soll die Novene dienen, die auf dem Beten des Rosenkranzes zur Barmherzigkeit Gottes (neun Tage lang, beginnend mit dem Karfreitag) beruht. Im Tagebuch gibt es ein Beispiel der Novene, die Jesus der Schwester Faustyna zu ihrem eigenen Gebrauch diktierte, und sagte, für wen sie beten soll. Die Gläubigen können sie aus Frömmigkeit beten. Die Novene aus dem Rosenkranz zur Barmherzigkeit Gottes hingegen ist eine Vorbereitung auf das Fest der Barmherzigkeit Gottes, wie es sich Jesus wünschte und mit dem Er das Versprechen aller Gnaden verknüpfte
.

Was das Begehen diese Festes anbelangt, wünscht Jesus, daß an diesem Tage das Bild des Barmherzigen Jesus öffentlich verehrt werden soll und daß die Priester an diesem Tag Seine unergründliche Barmherzigkeit verkünden sollen, daß alle Taten der Barmherzigkeit gegenüber ihren Nächsten vollbringen und vertruensvoll das Sakrament der Versöhnung und der Buße empfangen.

Spontan verehrten die Gläubigen schon seit dem Zweiten Weltkrieg am ersten Sonntag nach Ostern auf besondere Weise die Barmherzigkeit Gottes. Erst im Jahre 1985 gab der Krakauer Metropolit Franciszek Kardinal Macharski diesem Fest durch einen Hirtenbrief zur Fastenzeit in seiner eigenen Diözese offiziellen Charakter. Daraufhin führten auch andere Bischöfe dieses Fest in ihren Diözesen ein. Im Jahre 1995 gab der Heilige Stuhl auf die Bitte des polnischen Episkopats hin ein Dekret heraus, welches das Begehen dieses Festes in allen Diözesen Polens gestattete, unter Einhaltung der an diesem Tage geltenden liturgischen Vorschriften.